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Aktuelles

Bild: Pressestelle des Senats
19.02.2021 | Rede

Matthiae-Mahl 2021

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Trzaskowski,
sehr geehrte Frau Bundesministerin Schulze,
sehr geehrte Ehrenbürgerin Frau Kirsten Boie,
sehr geehrte Ehrenbürger Michael Otto und John Neumeier,
Exzellenzen,
sehr geehrter Doyen und Mitglieder des Konsularischen Korps,
sehr geehrte Frau Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren,

seit mehr als 600 Jahren lädt Hamburg "wohlgesonnene Mächte" zu einem Fest ins Rathaus ein, um unser Interesse zu bekunden an einer guten Zusammenarbeit mit anderen Ländern und Städten in der Welt.

In seiner langen Geschichte hat das Matthiae-Mahl schon viele schwere Zeiten überstanden. Heute haben wir diese traditionelle Veranstaltung aus Corona-Gründen in ein digitales Format gebracht.

Dadurch habe ich nicht nur die Möglichkeit,

  • alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt zu begrüßen, die diesen Livestream verfolgen, sondern auch
  • den Vizebürgermeister von Nantes, Herrn André Sobzcak,
  • die Generaldelegierte von Quebec, Frau Elisa Valentin, und
  • viele Gäste aus unseren Partnerstädten: in Chicago, Dar Es Salaam, Dresden, León, Marseille, Osaka, Prag, in St. Petersburg und Shanghai.

Herzlich Willkommen zum digitalen Matthiae-Mahl 2021!

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

internationale Zusammenarbeit ist nicht nur wichtig für uns in Hamburg, für unseren Hafen und unsere Wirtschaft. Sie ist auch erforderlich, wenn wir die großen weltweiten Probleme unserer Zeit bewältigen wollen.

Das gilt für die Corona-Pandemie genauso wie für einen fairen Welthandel und ein friedliches Miteinander der Nationen. Es gilt ganz besonders auch für unsere gemeinsame Verantwortung, die Erderwärmung zu begrenzen, wozu sich 2015 im Pariser Klimaschutzabkommen über 180 Staaten verpflichtet haben.

Der Klimaschutz ist eine epochale Aufgabe mit weitreichenden Folgen für die Wirtschaft und unsere Gesellschaft. Viele Bereiche müssen modernisiert und auf nachhaltige Technologien und Prozesse umgestellt werden.

Meine Damen und Herren,

wir haben in diesem Jahr zwei Ehrengäste eingeladen, die sich sehr für den Klimaschutz einsetzen und mutig vorangehen.

Zum Matthiae-Mahl 2021 begrüße ich noch einmal sehr herzlich

  • den Stadtpräsidenten von Warschau und ehemaligen polnischen Präsidentschaftskandidaten, Herrn Rafal Trzaskowski, und
  • die deutsche Bundesministerin für Umwelt und Naturschutz, Frau Svenja Schulze!

Vielen Dank, dass Sie die Einladung angenommen haben und heute die Festreden halten.

Meine Damen und Herren,

drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union leben in großen Städten und urbanen Ballungsräumen. Weltweit sind Städte für 70 bis 80 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich.

Die entscheidenden Schritte beim Klimaschutz müssen also in den Metropolen erfolgen.

Dabei sind die weltweit großen Städte nicht nur die ökonomischen Zentren ihrer Nationalstaaten, sie haben auch die Kompetenzen in Wissenschaft und Technologieentwicklung, um die Energiewirtschaft nachhaltig umzubauen, um die CO2-Emissionen im Verkehr, in der Industrie und im privaten Sektor zu senken.

Mit anderen Worten: Die Metropolen haben die Verantwortung und auch die Kraft, den weltweiten Klimaschutz voranzubringen und die richtigen Lösungen für die Fragen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.

Diese Aufgabe haben Warschau und Hamburg angenommen.

Unsere Städte haben vieles gemeinsam: die Lage am Fluss und im Zentrum großer, wirtschaftlich starker Metropolregionen mit innovativen Unternehmen und exzellenten wissenschaftlichen Einrichtungen. Wir sind moderne, wachsende Metropolen mit attraktiven Lebensperspektiven für junge Menschen.

Die historischen Spuren von Warschau und Hamburg sind Teil des UNESCO-Welterbes. Wir haben ein ausgeprägtes Bewusstsein für Traditionen [wie wir anhand des Matthiae-Mahls sehen], aber auch den Willen, den technischen und gesellschaftlichen Wandel für die Zukunft aktiv zu gestalten.

Das betrifft besonders den Klimaschutz, in dem Warschau in vielen Fragen als Vorreiter im eigenen Land gilt. Bürgermeister Trzaskowski ist Mitglied im Europäischen Ausschuss der Regionen und Berichterstatter für den europäischen Klimapakt.

Im internationalen Netzwerk der Metropolen ist Warschau ein wichtiger Partner.

Sehr geehrter Herr Trzaskowski,

Sie haben einen "Pakt der freien Städte" geschlossen mit unserer Partnerstadt Prag, mit Bratislawa und Budapest. Sie können sicher sein: Wann immer Sie sich für Freiheit und Demokratie, für Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit, für die Rechte und Selbstbestimmung von Frauen, gegen Diskriminierung und für mehr Toleranz in der Gesellschaft einsetzen, die Bürgerinnen und Bürger der Freien und Hansestadt Hamburg stehen an Ihrer Seite!

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Hamburg hat das Bekenntnis zum weltweiten Klimaschutz in die Präambel der Verfassung aufgenommen. Wir haben ein Gesetz zum Klimaschutz verabschiedet und einen umfassenden Klimaplan mit rund 400 konkreten Maßnahmen aufgestellt, der in dieser Form einmalig ist in Deutschland. Unsere U- und S-Bahnen fahren schon heute mit 100 Prozent Öko-Strom. Die Stadt hat die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude vorangebracht und baut eine umfassende Landstrom-Infrastruktur im Hafen.

Bei der Fernwärme steigen wir aus der Kohle aus und ersetzen sie mit innovativen Konzepten und regenerativen Energien. Bereits heute nutzen wir die Abwärme aus der Aluminiumindustrie und heizen damit fast die gesamte östliche HafenCity. Mehr als 15.000 Haushalte können auf diese Weise mit klimafreundlicher Wärme versorgt werden.

Wir brauchen den Einsatz solcher neuen Technologien, denn in den wirtschaftsstarken Metropolen wissen wir: Die industrielle Produktion, das moderne Leben, die Digitalisierung werden auch in Zukunft viel Energie zu bezahlbaren Preisen benötigen.

Energieintensive Unternehmen müssen in Europa schon heute hohe Kosten bewältigen, ihre Produkte aber zu Weltmarktpreisen anbieten. Es geht also beim Klimaschutz auch um die Zukunft und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Europa.

Es geht um Arbeitsplätze, um Wertschöpfung und Wohlstand.

Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schulze,

deshalb ist es so bedeutsam, dass Sie nicht nur das erste bundesdeutsche Klimaschutzgesetz auf den Weg gebracht haben, das unsere nationalen CO2-Emissionsziele für jeden Sektor festschreibt und die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens gewährleistet.

Sie und Ihr Ministerium unterstützen gezielt auch die praktischen Projekte, die erforderlich sind, um diese Ziele zu erreichen. Dafür danke ich Ihnen sehr herzlich.

Mit Ihrer Unterstützung wurde kürzlich das größte deutsche Kohlekraftwerk bei uns im Stadtteil Moorburg vom Netz genommen. Das gibt uns die Möglichkeit, diesen Standort jetzt zu einer der weltweit größten Produktionsstätten für CO2-neutralen Wasserstoff zu entwickeln.

Klimaschutztechnologien schaffen und sichern Arbeitsplätze, machen unsere Unternehmen wettbewerbsfähiger, den Verkehr leiser, die Luft und die Umwelt sauberer. Wer bei diesen Technologien erfolgreich ist, wird auch wirtschaftlich gewinnen. Europa darf dabei nicht den Anschluss verlieren an Asien und die USA.

Mit dem European Green Deal hat die Europäische Kommission einen neuen Rahmen geschaffen, der uns dabei hilft und mit dem wir den Klimaschutz durch Innovationen voranbringen und auch wirtschaftlich stärker werden können.

Das ist unser Weg in die klimaneutrale Zukunft:

  • eine gemeinsame Strategie in Europa,
  • nationale Klimapläne der Mitgliedsstaaten und
  • Metropolen, die sich als Schrittmacher der Entwicklung verstehen, die miteinander kooperieren, die ihre wirtschaftliche Stärke und Innovationskraft einbringen, um die CO2-Emissionen nachhaltig zu senken.

Hamburg leistet hierzu seinen Beitrag. Mit Lissabon und Genua kooperieren wir in EU-Projekten zur Abfallvermeidung und zur Verbesserung der Kreislaufwirtschaft. Mit Helsinki und Nantes arbeiten wir zusammen in der Digitalisierung von Energiesystemen und der Elektromobilität. Gemeinsam mit London und Kopenhagen erproben wir nachhaltige Konzepte für die Bauwirtschaft.

Ich würde mich freuen, wenn dieser Abend dazu beiträgt, auch die Zusammenarbeit mit Warschau zu vertiefen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

die Europäische Union wurde 1951 als Gemeinschaft für Kohle und Stahl begründet. Die mutige Idee des damaligen französischen Außenministers Robert Schumann bereitete den Weg für wirtschaftlichen Wohlstand, zunächst für Westeuropa und schließlich für die schrittweise Vereinigung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.

70 Jahre später ist Europa in ein neues Zeitalter des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit eingetreten.

Ich bin mir sicher, dass Hamburg und Warschau, dass wir gemeinsam viel dazu beitragen können, dieses neue Kapitel der europäischen Zusammenarbeit mitzuschreiben.

Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.