arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Aktuelles

Bild: Pressestelle des Senats
30.08.2020 | Rede

Eröffnung der Konzertreihe „musica non grata“ in der Prager Staatsoper

Sehr geehrter Herr Burian,
Sehr geehrter Herr Minister Zaoralek,
sehr geehrter Herr Dr. Kraus,
sehr geehrte Ministerinnen und Minister,
Exzellenzen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

es ist mir eine Ehre, heute Abend in Vertretung des deutschen Außenministers Heiko Maas dieses Konzert zu eröffnen und Ihnen die Grüße der Bundesrepublik Deutschland zu überbringen.

Das Programm "musica non grata" ist eine Kooperation des Tschechischen Nationaltheaters mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland.

Es ist tschechischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern gewidmet, die eine besondere Beziehung zu Prag hatten und von den Nationalsozialisten verfolgt oder ermordet wurden - aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer politischen Ansichten und Wertevorstellungen. Ihre Werke wurden als sogenannte "Entartete Musik" gebrandmarkt und die Aufführung verboten.

Heute Abend hören wir Musik der tschechischen Komponisten Kapralova und Martinu sowie des deutsch-jüdischen Dirigenten Alexander Zemlinsky, der von 1911 bis 1927 als Musikdirektor hier in diesem Haus arbeitete. Alle drei hatten eine persönliche Beziehung zu Prag, haben zeitweise hier gelebt und gearbeitet. Und alle drei mussten Ihre Heimat verlassen, auf der Flucht vor dem unmenschlichen NS-Regime.

Auch Hamburger Musiker sind Opfer des Nationalsozialismus geworden. Dazu zählt zum Beispiel der Komponist und Pianist Berthold Goldschmidt, dessen Werke im Rahmen von "musica non grata" ebenfalls aufgeführt werden. Goldschmidt stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. In seinen Kompositionen arbeitete er mit neuen Harmonien und Rhythmen - das passte nicht in die Ideologie der Nazis. 1935 ging er ins Exil nach London.

Die Erinnerung an diese Komponistinnen und Komponisten, an ihre Musik und ihr künstlerisches Vermächtnis, ist ein wichtiger Teil der Aufarbeitung des großen Unrechts, das ihnen widerfahren ist.

Das Programm "musica non grata" bringt ihre Werke zurück auf die Bühne und in das Bewusstsein der Menschen. Es würdigt unser gemeinsames kulturelles Erbe in Europa und ist ein Ausdruck der Partnerschaft zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland.

Wir sind dankbar für die vielfältigen und engen Beziehungen, die heute wieder zwischen unseren Ländern bestehen. In allen Bereichen - wirtschaftlich, politisch und kulturell - sind wir in den vergangenen 30 Jahren zusammengewachsen. Den Grundstein dafür bilden drei gemeinsame Institutionen:

Das "Deutsch-Tschechische Gesprächsforum" ermöglicht den gesellschaftlichen Austausch, der "Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds" fördert die zivilgesellschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit finanziell und der "Strategische Dialog" der beiden Regierungen schafft Vertrauen auf politischer Ebene.

Das ist ein gutes Fundament für unsere Freundschaft, die an Abenden wie heute ganz konkret und greifbar ist.

Dies gilt auch für die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag, deren 30. Jubiläum wir in diesem Jahr feiern.

Hamburg und Prag arbeiten in vielen Bereichen eng zusammen. In unserem Hafen wird über die Hälfte des tschechischen Containerverkehrs abgewickelt. Es gibt langjährige Kooperationen und Austausch-programme zwischen unseren Universitäten und Schulen. Auch über die Kultur sind Hamburg und Prag verbunden: Das Thalia Theater und das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg sind regelmäßig zu Gast beim Prager Theaterfestival deutscher Sprache.

Meine Damen und Herren,

in Hamburg sind wir sehr stolz auf unsere Freundschaft mit der Partnerstadt Prag und die Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik.

Die Vielfalt Europas ist eine Bereicherung für unser persönliches Leben und unsere Gesellschaft. In Prag, einem Zentrum der deutschen, tschechischen und jüdischen Kulturgeschichte, spürt man diese Vielfalt in besonderer Weise.

Der heutige Abend und die Reihe "musica non grata" erinnern uns auch daran, dass wir gemeinsam für die Vielfalt in Europa einstehen müssen, wenn sie bedroht wird. Die Musik kann dabei helfen, denn sie überwindet alle sprachlichen und kulturellen Barrieren.

Es ist deshalb umso wichtiger, dass Kulturveranstaltungen nach den Einschränkungen der vergangenen Monate aufgrund der Corona-Pandemie wieder möglich sind - wenn auch unter besonderen Bedingungen. Ich danke der Staatsoper und dem Nationaltheater, denen dies hervorragend gelungen ist.

Ich wünsche dem Programm "musica non grata" viel Erfolg und uns allen einen angenehmen Abend.

Herzlichen Dank!

Es gilt das gesprochene Wort.