Sehr geehrter Herr Minister und Vizekanzler,
sehr geehrter Herr Steinbrück,
sehr geehrte Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft,
sehr geehrter Herr Präsident Mehmel,
sehr geehrte Frau Doyenne,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
herzlich willkommen zum Senatsempfang und zur Ausstellungseröffnung anlässlich des 100. Geburtstags von Helmut Schmidt.
Was soll man zu einem solchen Anlass über den wohl weltweit bekanntesten und höchst geachteten Politiker und Ehrenbürger unserer Stadt sagen, das nicht schon oft von anderen gesagt und beschrieben wurde?
Das Phänomen "Helmut Schmidt", dessen aktives, höchst streitbares politisches Wirken inzwischen 36 Jahre zurückliegt, der aber mit zunehmendem Alter von Jahr zu Jahr partei- und generationenübergreifend immer beliebter wurde, dem man am Ende nichts mehr übel genommen hat, nicht einmal das Rauchen.
Da dieses Phänomen weit über Hamburg hinaus zu beachten ist, kann es nicht mit dem für uns typischen Lokalpatriotismus erklärt werden.
Natürlich sind wir stolz, dass dieser große Staatsmann mit unserer Stadt in Verbindung gebracht wird, dass er hier geboren ist, dass er in diesem Rathaus als Senator ein- und ausging, dass er die Flutkatastrophe gemeistert und - wie es Bürgermeister Klaus von Dohnanyi 1983 in der Begründung zur Ernennung als Ehrenbürger formuliert - Hamburg in die Welt hinaus getragen und die Welt nach Hamburg geholt hat.
All das erklärt den Stolz, die Dankbarkeit, die Ehrfurcht und Zuneigung der Menschen in Hamburg, aber es erklärt nicht dieselben Reaktionen weit darüber hinaus. Und wir wissen auch, dass wir das Erbe und Lebenswerk Helmut Schmidts in Hamburg nicht für uns allein vereinnahmen können.
Schmidt hat sich nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundeskanzlers recht bald aus dem politischen Tagesgeschäft zurückgezogen, dieses - bis auf wenige Ausnahmen - nicht mehr kommentiert und sich im Wesentlichen nur noch zu grundlegenden Fragen von Politik und Gesellschaft, vor allem der internationalen Politik und Wirtschaft geäußert - und dies in immer gründlich recherchierten und durchdachten Stellungnahmen.
Dabei hat er in seinen öffentlichen Reden und Auftritten den von ihm verkörperten Politikstil nicht nur beibehalten, sondern weiter geschärft und durch besondere Zitate auf den Punkt gebracht.
Helmut Schmidt steht für Vernunft, rationale Analyse, Augenmaß und Pragmatismus in der Politik. Wer dagegen "Visionen hat, sollte zum Arzt gehen."
Gepaart mit sprachlicher Klarheit und Direktheit sowie mit persönlichen Eigenschaften wie Verlässlichkeit und Pflichtbewusstsein, Fleiß und Disziplin, Bescheidenheit und Unaufgeregtheit, entstand im Laufe der Jahre das Idealbild eines vertrauens- und glaubwürdigen Politikers.
Dieses durch Helmut Schmidt personifizierte Leitbild guter Politik wurde in dem Maße populärer, in dem sich die allgemeine politische Landschaft tatsächlich oder vermeintlich anders entwickelt hat, also aufgeregter wurde, unklarer, unvernünftiger, emotionaler und undisziplinierter.
Dabei spielt keine Rolle, ob wirklich alles anders geworden ist, als es früher war. Oder ob die Vergangenheit nur in einem milderen Licht in Erinnerung geblieben ist und die verstärkenden Effekte moderner elektronischer und sozialer Medien ähnliche Verhältnisse und Verhaltensweise heute stärker zu Tage treten lassen als früher.
Was auf jeden Fall bleibt ist die Faszination des politischen Lebenswerkes und der Person Helmut Schmidts, die mir aus jedem eigenen Erleben in Erinnerung geblieben ist:
Schon als Schüler auf einer politischen Veranstaltung mit Schmidt als Bundeskanzler, als Student bei einer Diskussion mit Stipendiaten der Friedrich Ebert-Stiftung oder später als Mitglied und einer seiner Nachfolger als Vorsitzender der SPD Hamburg-Nord, der er bis zu seinem Tod treu geblieben ist.
Der 100. Geburtstag von Helmut Schmidt ist für uns in Hamburg und in ganz Deutschland ein Ansporn, die Herausforderungen unserer Zeit mit nüchterner Analyse, Vernunft und Pragmatismus zu meistern:
- die Stärkung von Demokratie und Weltoffenheit,
- die Sicherung unserer wirtschaftlichen Grundlagen und sozialen Errungenschaften
- und die Bewältigung internationaler Krisen und Konflikte.
Ich wünsche der Ausstellung "100 Jahre in 100 Bildern", die bis zum Jahreswechsel in der Rathausdiele und bis zum 31. März in den Räumen der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung in Hamburg zu sehen ist, viele Besucherinnen und Besucher und auch viele Gäste von außerhalb.
Aber jetzt übergebe ich erst einmal das Wort an Peer Steinbrück, den Vorsitzenden des Kuratoriums der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung.
Herzlichen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.