"Hamburger Abendblatt": Herr Tschentscher, die Opposition nennt Sie eine "Notlösung", überregionale Medien sprechen von Ihnen als "Verlegenheitskandidaten". Wie würden Sie sich beschreiben?
Peter Tschentscher: Ich denke, dass ich in den letzten Jahren viel Regierungserfahrung gesammelt habe – in Hamburg, aber auch in Berlin im Bundesrat –, so dass ich auf das Amt des Ersten Bürgermeisters gut vorbereitet bin. Wir haben unsere Personalentscheidungen nach einer ausführlichen Diskussion am Ende gemeinsam getroffen. Ich bin froh, dass wir die Regierungsarbeit der letzten Jahre in einem guten Team fortführen. Wenn die Opposition an mir sonst nichts auszusetzen hat, ist das ein gutes Zeichen.
"Hamburger Abendblatt": In der jüngsten Umfrage zur Bürgerschaftswahl stürzt die SPD dramatisch ab und liegt mit 28 Prozent nur noch knapp vor der CDU. Wie wollen Sie den Negativtrend stoppen und den alten Abstand wieder herstellen?
Peter Tschentscher: Indem wir das ordentliche Regieren der letzten sieben Jahre mit neuen Ideen und Projekten weiterführen und dabei auch verstärkt den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern führen. Dafür möchte ich mich mit ganzer Kraft einsetzen.
"Hamburger Abendblatt": Welches sind die wichtigsten Probleme in Hamburg, die Sie als Bürgermeister als Erstes angehen wollen?
Peter Tschentscher: Alle sollen eine gute und bezahlbare Wohnung finden können. Deshalb muss der Wohnungsbau mit über 10.000 Baugenehmigungen und 3.000 Sozialwohnungen pro Jahr fortgeführt werden. Ein zweites wichtiges Feld ist ein modernes öffentliches Verkehrssystem mit einem erweiterten U- und S-Bahn-System. Drittens wollen wir die Wissenschaft und Forschung stärken.
"Hamburger Abendblatt": Wäre es nicht sinnvoll gewesen, dass Sie wie Olaf Scholz zuvor neben dem Bürgermeister-Amt auch den Parteivorsitz übernehmen?
Peter Tschentscher: Nein. Wir haben mit Melanie Leonhardt hierfür eine hervorragend geeignete Kandidatin, die eine außerordentlich gute Parteivorsitzende sein wird. Wir werden sehr eng zusammenarbeiten.