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Aktuelles

05.07.2019 | Rede

50 Jahre Deutscher Kaffeeverband

Sehr geehrter Herr Dr. Strege,
sehr geehrter Herr Preibisch,
sehr geehrte Mitglieder des diplomatischen und konsularischen Korps,
sehr geehrte Mitglieder der Parlamente,
sehr geehrte Damen und Herren,

herzlichen Dank für die Einladung zum 50. Jubiläum des Deutschen Kaffeeverbandes.

Mit dem Kaffee werden in Hamburg seit über 400 Jahren Geschäfte gemacht.

Nachdem die Europäer auf ihren Expeditionen und Eroberungen den Kaffee kennengelernt hatten, entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert ein Kaffeehandel zwischen der afrikanischen und arabischen Welt sowie den damaligen Handelszentren in Europa - Venedig, London, Amsterdam und Hamburg.

Auch der Handel mit anderen Genussmitteln nahm in dieser Zeit Fahrt auf, zum Beispiel mit Tabak, Kakao und Tee.

Wie es bei Genussmitteln so ist: Mit dem Angebot wuchs auch die Nachfrage. In den europäischen Großstädten des 17. Jahrhunderts wurden nach und nach Kaffeehäuser eröffnet.

Bei uns lag das erste Kaffeehaus seit 1677 an der Trostbrücke, nicht weit von hier, wo in dieser Zeit bis zum Großen Brand auch das Hamburger Rathaus stand.

In den folgenden Jahrzehnten wuchs der Kaffeekonsum in Europa stetig an. Die Gründe liegen auf der Hand: Kaffee schmeckt und hat vielfältige positive Wirkungen auf den Organismus.

Die Substanz, die diesen besonderen Wirkungen zugrunde liegt, hat ein Hamburger Chemiker entdeckt: 1819, genau vor 200 Jahren, isolierte Friedlieb Ferdinand Runge das 1,3,7-Trimethylxanthin, genannt Koffein.

Die Hamburger Kaufleute erkannten jedenfalls schnell das wirtschaftliche Potenzial, das im Handel und der Veredelung von Kaffee lag. Sie schlossen sich 1886 im "Verein der am Caffeehandel betheiligten Firmen" zusammen, einem der drei Gründungsvereine, aus dem 80 Jahre später der Deutsche Kaffeeverband hervorging.

Schon kurz nach seiner Gründung zählte der Caffee-Vereinrund 200 Mitglieder. Ein Jahr später, 1887, gründeten sie die Hamburger Kaffeebörse. Um das Jahr 1900 gab es in Hamburg etwa 250 Firmen, die im Kaffeehandel aktiv waren.

Herr Preibisch sagte es bereits: Die Elbphilharmonie wurde auf dem Kaispeicher unter unseren Füßen errichtet, der 1875 unter anderem zum Umschlag und zur Lagerung von Kaffee gebaut wurde.

Hier konnten die Seeschiffe anlegen und ihre Kaffeesäcke mit Kränen abladen. Der Kaffee kam aus Brasilien, Kolumbien, Peru und vielen anderen Ländern und wurde von hier aus mit Schuten zu den wenige hundert Meter entfernten Kaffeekontoren in der westlichen Speicherstadt weitertransportiert, die heute als UNESCO-Welterbe anerkannt ist. Dort wurde der Kaffee verprobt, gestapelt und weiterverkauft.

So wurde Hamburg zum Zentrum des Rohkaffeehandels in Europa. Zwischen 1900 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden im Hamburger Hafen pro Jahr etwa eine Viertel Millionen Tonnen Kaffee umgeschlagen.

Um den Kaffeehandel ranken sich viele Geschichten, wie sich Hamburger und Bremer Kaffeehändler gegenseitig ausstachen zum Beispiel, sodass man am Ende in HH sogar von einer "Bremischen Verschwörung" sprach.

Bis heute ist Hamburg die wichtigste Drehscheibe für den Kaffeehandel in Europa. 2018 wurden über 700.000 Tonnen Kaffee über den Hamburger Hafen importiert. Das sind zwei Drittel des gesamten Rohkaffeeimports Deutschlands.

Drei von vier Tassen Kaffee, die in Deutschland getrunken werden, wurden in HH gehandelt, geröstet, gemahlen oder verpackt. Hier gibt es viele erfolgreichen Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Weltweit führende Rohkaffeehändler, Kaffee-Veredeler, die Unternehmen in vielen Ländern Europas beliefern, und Markennamen, die in Deutschland jeder kennt.

Unsere Reederei Hapag-Lloyd jedenfalls verschifft pro Jahr rund 1 Mio. Tonnen Rohkaffee, das ist ungefähr ein Zehntel der weltweiten Kaffeeernte.

Meine Damen und Herren,

dieser Erfolg ist nur möglich durch die gute Zusammenarbeit mit vielen Partnern in Deutschland, Europa und der Welt, von denen heute auch einige bei uns sind.

Die deutsche Kaffeewirtschaft ist damals wie heute viel mehr eine besondere Gemeinschaft, die durch den Deutschen Kaffeeverband mit Sitz hier in Hamburg vertreten wird und über 250 Mitglieder hat.

Gemeinsam setzen Sie sich für einen nachhaltigen Kaffeeanbau ein und haben zum Beispiel den 4C-Standard entwickelt, mit dem die sozialen und ökonomischen Bedingungen sowie der Umweltschutz verbessert werden.

Meine Damen und Herren,

Kaffee hat die Entwicklung Hamburgs über Jahrhunderte geprägt. Wir fühlen uns der Branche sehr verbunden.

Die deutsche Kaffeewirtschaft ist eine Branche mit einem Umsatz von rund 6 Milliarden Euro und sehr guten Aussichten für die Zukunft. Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen, noch vor Mineralwasser und Bier.

Laut Tchibo Kaffereport 2018 trinken fast 90 Prozent aller Hamburger mindestens einen Kaffee am Tag. Mehr als die Hälfte aller Hamburger trinkt mehrmals täglich Kaffee, im Durchschnitt sind es dreieinhalb Tassen.

Hamburg liebt Kaffee, deshalb freuen wir uns sehr, dass Sie heute unsere Gäste sind.

Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg gratuliere ich dem Deutschen Kaffeeverband und allen Mitgliedern sehr herzlich zum 50. Jubiläum und wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.

Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.