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Aktuelles

28.03.2018 | Interview mit der "dpa"

"Die Hamburger SPD ist selbstbewusst"

"dpa": Sie übernehmen das Amt des Bürgermeisters in schwierigen Zeiten für die Hamburger SPD – sie liegt laut einer aktuellen Umfrage bei 28 Prozent. Wie wollen Sie die SPD aus diesem Tief herausführen – gerade auch mit Blick auf die Bürgerschaftswahl 2020?

Peter Tschentscher: Das ist – wie immer bei Umfragen – eine Momentaufnahme. Da gibt es sicherlich einige Ursachen in Hamburg – etwa die schlimmen Ausschreitungen während des G20-Gipfels. So etwas darf es nicht geben. Auch die schlechte Stimmung gegen die SPD im Bund sieht man an diesem Ergebnis. Aber die Hamburger SPD ist selbstbewusst. Unser Anspruch ist, dass wir Probleme lösen und nicht wegdrücken.

"dpa": Zu spröde, zu sachorientiert, zu wenig Glamour für einen Bürgermeister, nicht breit genug aufgestellt – das sind Aussagen von Kritikern, die über Sie zu hören sind. Was entgegnen Sie?

Peter Tschentscher: Ich glaube nicht, dass die große Mehrheit der Hamburger einen Bürgermeister will, der auf Glamour setzt. Ich denke, dass hanseatische Nüchternheit zu dieser Stadt passt – und das ist schon meine Persönlichkeit. Meine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist stark geprägt durch die langjährige Tätigkeit als Finanzsenators. In dem Amt ist man besonders der Seriosität und Exaktheit verpflichtet. Daraus hat sich ein Bild entwickelt, das meiner eigentlichen Persönlichkeit nicht ganz entspricht. Auch andere Themen liegen mir – das wird in den nächsten Jahren sichtbar werden.

"dpa": Ihr Amtsvorgänger Olaf Scholz hatte als eine Art Motto angekündigt, «ordentlich regieren» zu wollen. Werden Sie da anknüpfen oder gibt es neue Visionen?

Peter Tschentscher: Für das Meiste, was wir in den letzten sieben Jahren gemacht haben, bekommen wir großen Zuspruch. Das werden wir fortsetzen, sicher auch mal mit neuen Schwerpunkten. Aber einen Kurswechsel wird es nicht geben. Wir haben noch einen großen Vorrat an Projekten und Ideen, die wir – wenn es soweit ist – in die Tat umsetzen. Aber auch da gilt: Es kommt nicht darauf an, Schnapsideen in die Welt zu setzen und sie Vision zu nennen. Wichtige Themen der Zukunft müssen strukturiert angegangen werden.

"dpa": Welche Themen wollen Sie in nächster Zeit vor allem anpacken?

Peter Tschentscher: Jeder muss eine gute und bezahlbare Wohnung finden können. Deshalb werden wir weiterhin große Anstrengungen unternehmen, dass wir jedes Jahr den Bau von mindestens 10.000 Wohnungen ermöglichen. Und dass ein großer Teil davon auch günstige Mieten hat. Die städtische SAGA wird künftig doppelt so viele Wohnungen bauen wie bisher: 2.000 neue Wohnungen pro Jahr sind das Ziel. Selbstverständlich werden wir auch das Schulbau- und Sanierungsprogramm, die Entwicklung des Hamburger Ostens, die Elbvertiefung und vieles andere konsequent weiterverfolgen. Ich persönlich halte es für ein wichtiges Thema, dass auch ältere Menschen in einer Großstadt wie Hamburg gut leben können.

"dpa": Sie sagen, niemand soll aus der Stadt hinausgedrängt werden. Doch wie wollen Sie denn erreichen, dass sich alle das Leben in Hamburg leisten können?

Peter Tschentscher: Es gibt viele, die ihr Leben lang gearbeitet haben, sich aber im Ruhestand mit einer niedrigen Rente zum Beispiel ihre Wohnung oder andere Dinge nicht mehr leisten können. Das geht nicht. Gerade tarifliche Beschäftigung muss so bezahlt werden, dass man davon auch im Alter leben kann. Daneben muss es in den Quartieren Läden, Arztpraxen und andere Angebote geben, die für Senioren mit eingeschränkter Mobilität wichtig sind. Wir wollen eine Stadt, in der man als junger Mensch, aber auch bis ins hohe Alter gut leben kann.

"dpa": Die Stadt gibt eine Milliarde Euro im Jahr für Kitas aus, aber trotzdem gibt es Klagen über die schlechte Qualität. Eine Volksinitiative fordert mehr Personal. Wie werden Sie reagieren?

Peter Tschentscher: Wir haben unser Kita-System in den vergangenen Jahren stark ausgebaut und werden auch den Betreuungsschlüssel noch weiter verbessern. Aber man kann das alles nicht über Nacht machen. Wenn man da unrealistische Forderungen stellt, bedeutet es doch, dass man die gar nicht umsetzen kann, weil es nicht genug Erzieher gibt, um einen solch niedrigen Betreuungsschlüssel zu erreichen. Oder Sie haben nicht ausreichend Plätze für alle Kinder. Deshalb muss man mit Augenmaß vorgehen und die Qualität schrittweise verbessern. Dazu haben wir einen guten Plan.